Montag, 14. November 2016

Talk by G. Waxenberger in Leipzig

For all, who are interested in Runology and Old Germanic Languages: On the 24th January 2017 at 18.00 Gabriele Waxenberger (LMU München) will give a talk with the title: "Die Bedeutung der Runenüberlieferung für die Vor- und Frühgeschichte germanischer Sprachen".

The talk will take place in the Beethovenstraße 15 in Leipzig (GWZ H1 4.16). The information can be found hier.

Dienstag, 8. November 2016

Conference in Odense

On 14th March 2017 at the University of Southern Denmark in Odense an international symposium on Runes and Germanic languages with the title "Runic Inscriptions and the Early History of the Germanic Languages" will take place.

The programme is:

09.45 Word of welcome

09.50 Michael Schulte (University of Agder)
          'Sievers’ Law in Germanic and Proto-Norse'

10.25 Bjarne Simmelkjær Sandgaard Hansen (University of Copenhagen)
          'Lamo talgida or talgida lamo: An Indication of a Paradigmatic Ablative in Proto-Norse?'

11.00 Simon Poulsen (University of Copenhagen)
          'ek […] wraitalaþo – the Proto-Norse Strong Pret. 1 Sg. Ending in Light of the Trollhättan II-Bracteate'

11.35 Michael Lerche Nielsen (University of Copenhagen)
          'Archaic Features in Early Viking-Age Runic Inscriptions and the Interpretation of nuRa- (Flemløse/Helnæs) and saulua-goði (Glavendrup) Revisited'

12.15 Lunch

13.15 John Hines (Cardiff University)
          'New Insights into Early Old English from Recent Anglo-Saxon Runic Finds'

13.50 Arjen P. Versloot (University of Amsterdam)
          'Runic Frisian and Proto-Frisian: The Earliest History of the Frisian Language'

14.25 Magnús Snædal (University of Iceland)
          'The Gothic (East Germanic) Runes and Runic Inscriptions: A Critical Assessment'

15.00 Coffee

15.25 Robert Nedoma (Universität Wien)
          'Südgermanische Inschriften: Voralthochdeutsch/Voraltsächsisch/Langobardisch'

16.00 David Stifter (Maynooth University)
          'The Celtic Epigraphic Evidence'

16.35 Corinna Salomon (Universität Wien)
          'Raetic and Runes: On the Relevance of North Italic Inscriptions for the Question of the Origin of the Runic Script'

17.10 Concluding session



The chairs are: Alexandra Holsting (University of Southern Denmark), Steffen Krogh (Aarhus University), Carla Falluomini (University of Perugia), Klaus Düwel (Universität Göttingen).

If you plan to attend the workshop, you should register by email <hfn@sdu.dk> as soon as possible and no later than 24 January 2017. There is no conference fee, but if you wish to participate in our conference dinner at 6.00 p.m., there will be an estimated charge of DKK 250 (inclusive of drinks) to be paid directly to the restaurant.

Because the attendance will be limited to a total of 40, be quick to register

Donnerstag, 18. August 2016

Althochdeutsch oder Altsächsisch? questa oder quest?

Im Althochdeutschen ist in Gl. 3,249,50 (12./13. Jh., obd.) und Wien. Cod. 2400 (13. Jh., obd.) ein Wort questa f. in der Bedeutung 'Scham verhüllende Laubschürze' bezeugt, das zur Glossierung von lateinisch perizoma 'Gürtel' verwendet wird.

Früher bezeugt, nämlich im 11. Jh., ist das Wort in Gl. 1,318,11 und 2,495,36: Hier findet sich questa als Glossierung von perizomata. Beide Belege stammen aus der Handschrift Karlsruhe, St. Peter Perg. 87.

Hier tun sich nun zwei Probleme auf:
1. Es gibt bei der Handschrift Karlsruhe, St. Peter Perg. 87 die Schwierigkeit, dass es prinzipiell offen bleibt, ob die Glossen dem Althochdeutschen oder dem Altsächsischen zuzuordnen sind (vgl. dazu etwa die Angaben im Katalog der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften, bearb. v. Rolf Bergmann und Stefanie Stricker, Berlin/New York 2005, Nr. 324). Diese Unentschiedenheit der Zuordnung spiegelt sich in folgenden Einordnungen wieder: Während beide Belege im Althochdeutschen Glossenwortschatz von Taylor Starck und John C. Wells, Heidelberg 1971-1990, S. 469 dem Althochdeutschen zugeordnet werden, werden sie bei Heinrich Tiefenbach, Altsächsisches Handwörterbuch, Berlin/New York 2010, S. 227 dem Altsächsischen zugeschlagen. Eine Zwischenposition nimmt Rudolf Schützeichel, Althochdeutscher und altsächsischer Glossenwortschatz, Tübingen 2004, Bd. 5, S. 428 ein: Er ordnet den Beleg Gl. 2,495,36 dem Althochdeutschen, den Beleg Gl. 1,318,11 dagegen dem Altsächsischen zu. Die Zuordnung kann offensichtlich nicht sicher vorgenommen werden.
2. Zu dieser Schwierigkeit kommt ebenfalls die unklare Stammklasseneinordnung. Die beiden Belege questa in Gl. 3,249,50 und Wien. Cod. 2400, die sicherlich im Nominativ Singular stehen, können sowohl als ō-Stamm als auch als n-Stamm eingeordnet werden. Die Eingrenzung auf den ō-Stamm bei Schützeichel, a.a.O. ist unbegründet (der n-Stamm scheint in Anbetracht des mittelhochdeutschen Fortsetzers queste sw.f. 'Büschel, Wedel von einem Baum, Laubbüschel, Federbüschel als Helmschmuck' sogar etwas näherliegend zu sein). Ein zusätzliche Problematik findet sich in den beiden Belegen questa in Gl. 1,318,11 und 2,495,36, die lat. perizomata, Akkusativ Plural, glossieren. questa lässt sich auf zwei Weisen interpretieren, je nachdem, ob es sich um eine formeninkongruente oder eine formenkongruente Glossierung handelt: Im ersten Fall kann questa als Nominativ Singular - so wie die anderen beiden Belege - ebenfalls als ō-Stamm oder als n-Stamm bestimmt werden. Im zweiten Fall ist questa eine Akkusativ-Plural-Form; diese kann sowohl als zu einem a-Stamm ahd./as. quest oder einem ō-Stamm questa gehören. Für ersteren Ansatz entscheidet sich Tiefenbach, a.a.O. (vielleicht weil sich im Mittelniederdeutschen lediglich quest m. 'Laubbüschel, Laubschürze, Zweigbüschel, Quast, Rute zum Gebrauch im Schwitzbad, breiter Maurerpinsel, Laubbesen, Reisigbesen, Strohwisch, ein Fischfanggerät, textiles Zierelement, herabhängende zusammengedrehte Schnüre oder Fransen, Troddel' findet), für letzteren Ansatz etwa Starck & Wells a.a.O. Wenig wahrscheinlich ist indessen das Verfahren bei Schützeichel a.a.O.: Er ordnet den Beleg Gl. 2,495,36 als a-Stamm, den Beleg Gl. 1,318,11 dagegen als ō-Stamm ein.

Im Althochdeutschen findet sich somit unzweifelhaft das Wort questa f., entweder ō- oder n-Stamm. Unklar ist folgendes: Gibt es im Althochdeutschen daneben noch eine Form quest m. a-Stamm? Ist das Wort (entweder in der Form questa f. ō-/n-Stamm oder quest m. a-Stamm) auch für das Altsächsische zu sichern?

Es wäre sinnvoll, wenn solche Tatbestände in den Wörterbüchern mit genau diesen Unsicherheiten angezeigt würden. Das Verfahren, dass jetzt in Wörterbüchern angewandt wird, suggeriert eine Sicherheit, die es wegen der Überlieferungslage (wenigstens solange es keine neuen Erkenntnisse/Fünde gibt) nicht geben kann. Ansonsten wird es etwa zu solchen Fehlern kommen, dass ein Benutzer aus den Wörterbüchern schließt, dass es sowohl althochdeutsch quest m. a-Stamm als auch altsächsisch quest m. a-Stamm gibt, was aus der Überlieferung selbst eben nicht abgeleitet werden kann; verheimlicht wird ihm dagegen in einigen Wörterbüchern, dass quest (egal ob althochdeutsch oder altsächsisch) auch immer questa sein könnte.

Montag, 11. Januar 2016

Saterfriesisches Wörterbuch

The 2nd edition of the Saterfriesisches Wörterbuch by Marron Curtis Fort has now been published. It consists of 25.000 entries, lots of example sentences and etymological hints. It is an indispensable tool for Frisian and Germanic studies.
The price (in view of 819 pages and a CD-ROM) is quite moderate: 68,00 €. It can be ordered here.

Samstag, 2. Januar 2016

Addenda zu den neuen gotischen Inschriften von der Krim

Fotos ohne Nachzeichnung der neuen gotischen Inschriften von der Krim finden sich hier (leider in schlechter Qualität):

Die Inschriften 1, 2a, 2b und 3 finden sich auf einer einzigen Steinplatte: http://iospe.kcl.ac.uk/5.193-ru.html.
Die Inschrift 4 auf einer anderen Steinplatte: http://iospe.kcl.ac.uk/5.183-ru.html

Die ersten vier Zeilen der Inschrift 1 beruhen auf Psalm 76,14 und 76,15: 76,14: τίς θεὸς μέγας ὡς ὁ θεὸς ἡμῶν; 76,15: σὺ εἶ ὁ θεὸς ὁ ποιῶν θαυμάσια.

Freitag, 1. Januar 2016

Neue gotische Graffiti von der Krim

Die bisherigen älteren Zeugnisse (abgesehen von dem bei Ogier Ghislain de Busbecq überlieferten Material) der Sprache der auf der Krim verbliebenen Goten waren bisher bescheiden. Es lag bisher lediglich der PN Harfidel vor, überliefert auf eine hebräischen Grabstein aus dem 5. Jh.; dazu kommt das in das Krimtatarische entlehnte Wort got. razn 'Haus'.

Jetzt sollen auf Steinplatten, die im Jahre 1938 in Mangup ausgegraben wurden, fünf Graffiti mit gotischen Textzeugnissen entdeckt worden sein. Sie werden in die zweite Hälfte des 9. Jh.s oder in die erste Hälfte des 10. Jh.s datiert und sind jetzt von Andrey Vinogradov und Maksim Korobov ediert: ГОТСКИЕ ГРАФФИТИ ИЗ МАНГУПСКОЙ БАЗИЛИКИ, in: Средние века 76 (2015), S. 57-75 (online hier einsehbar und downloadbar).

Die Graffiti lauten:

1. (S. 64):

1. [.]A[.]GÞMIKILṢ
2. SWEGÞUNṢARÞU
3. ISGÞWAURKJAN[.]S
4. SILDA vacat LEIKA
5. USST[.]
6. NNDAN[..]
7. USDAUÞAIM
8. JAHIN vacat MIDJ[…]

2.a. (S. 67):

†FAHILPSKAḶ[..]ṢÞ[.]WS[..]

2.b. (S. 68):

WIN[.]

3. (S. 68):

1. FAHILPSKALKỊṢÞEIN
2. [.]ỌANJA[....]ẈẸINAG
3. JA[.]FRAẈẠỤRT[.]

4. (S. 70):

[.]ṢJAHFRAWAỤRTS[.....]A[.]